Chainchange
Da ist er also, der Wechsel. Eine große Wegscheide im Leben, in meinem Fall eine von, vorläufig, vier, in meinem Dasein als Frau.
Zuerst war da die Pubertät, bei mir begann sie so mit 12, 13 Jahren. Da ich leider von meinem 12. Lebensjahr an bis Anfang 15 schwer gemobbt wurde, war in einer Mädchenschule und wohl viel zu nerdig für fast den ganzen Rest der Klasse, und sowohl meine mehr als geliebte Katze Kiki als auch mein tief geliebtes Klavier verlor, genau in jener Zeit, war damals die reine, pure Hölle für mich, der ich dann, zehn Jahre später, den Preis zu zahlen hatte, überlebt ja, mit Beschädigungen, auch ja. Die zweite Zäsur in meinem Leben war dann die erste Psychose, mit Anfang zwanzig. Alles gut, ich bereue nichts, hat mich circa zehn Jahre gekostet, mich wieder zu fangen, aber ich habe gute Gene, es ist besser, zehn Jahre zu verlieren, als sich mit so jungen Jahren heimzudrehen, worauf manch einer Wetten abgeschlossen hatte. Die anderen, männlichen Gründe für die Psychose, erspare ich Euch, davon hab ich schon oft genug berichtet.
Das dritte, absolut geniale Erlebnis mit meinem Körper, war die Schwangerschaft mit und die Geburt von O. Ich war einmal zwei Wochen etwas schlechter gelaunt, sonst 9 Monate so glücklich, weil ich mich so auf ihn gefreut habe. Als er mir im Traum erschienen war, kurz nach Beginn der Schwangerschaft, und vorgesungen hat 'Weil ich weiter nichts bin, als Hunger und Luft, uns so muss es sein!' wußte ich, der Bub und ich, das gehört zusammen. Und ich habe es allen bewiesen, er ist ein fabelhafter Mensch, mit Stärken und Schwächen, der glücklich und gerne am Leben ist. Trotz allen Hoch's und Tief's zwischen seinem Vater und mir.
Die jetzt, wo ich in die Phase der erneuten hormonellen Achterbahnfahrt eingetreten bin, an Fahrt aufgenommen haben. Wir sind, um es vorsichtig zu formulieren, geistig etwas unterschiedlich aufgestellt. Er ist sehr super, gewissenhaft, zuverlässig, ordentlich und äußerst witzig. Ich bin humorbefreit, zumindest auf der aktiven Seite des Spaßes, im Privaten unzuverlässig (was meine größte Schwäche ist), gerne chaotisch, total kreativ und ein geborener Leader, ich kann Teams bilden, inspirieren, für Ruhe sorgen, Aufgaben verteilen und delegieren, ohne Menschen auf den Schlips zu treten damit, WENN MAN MICH LÄSST!
Hier der Knackpunkt zwischen Mann und Frau in einer klassischen heterosexuellen Beziehung. Manche Männer haben keine Lust, geführt zu werden. Weil sie das halt nicht gewohnt sind, das gehört sich nicht in einer Beziehung. Sie sind aber oft stur bis zum Uff, das heißt, brauchen Anleitung wie einen Bissen Brot, um das große Ganze zum Schnurren zu bringen. Große seelische Reife ist gekennzeichnet von einer, fast verrückten, aber dennoch notwendigen Flexibilität. Ich kann Problemlösungskompetenz in Extremsituationen nur haben, wenn ich outside the Box zu denken gelernt habe und mich in Sekundenbruchteilen auf neue Herausforderungen einstellen kann. Das geht eher schlecht, wenn man mehr nach Schema F denkt, zu denken gewohnt ist. Für viele Menschen sieht das dann nach Unzuverlässigkeit aus, vorallem dann, wenn die Leute mit Führungskompetenz diese nicht gut leben dürfen.
So leite ich halt einfach mich selbst jetzt. In ein selbstbestimmtes Leben. Noch mag ich mich nur manchmal. Aber ich weiß, was ich mag. Und was nicht. Wen ich liebe und wer mir gestohlen bleiben kann. Insofern - alles gut.