dazwischen
Montag, 19. Mai 2025

Noch ein Titel: Mrs. Mut

und Mut, der tut gut, bekanntlich, auch wenn er viel Arbeit macht. Verantwortung zu übernehmen ist eines, dann die letzten Schritte zu Fuss zu gehen, was anderes. Eigentlich wollte ich heute nichts mehr erzählen, weil ich unendlich müde bin. Nur hat mich gerade ein Zufall so hoch erfreut, dass ich kurz noch Energie aufbringe, zu schreiben.

In meiner neuen Bude ist ziemlich viel Rigips. Im kleinen Wohnzimmer/Schlafzimmer/Küchen-Raum sind zwei dübelartige Dinge in der Wand verschraubt. Da ich nicht ausmalen wollte, wegen Zeitmangels, und es meiner bescheidenen Meinung nach auch nicht zwingend notwendig gewesen ist, hab ich mir gedacht: die beiden Löcher spachtel ich mal zu, verwende sie, oder hänge Bilder drüber.

Da das Zimmer nicht sehr groß ist, habe ich mir einen riesigen, runden Spiegel gekauft. So: Bullauge auf meiner kleinen, temporären Dschunke installieren. Und zwischen all den Dingen und Anforderungen hatte ich heute diese dübelartigen Dinger vermessen. Mit einem Zollstock, mehr Daumen denn Pi.

Und weil das Internet zwei Steckdosen verbraucht hat, bin ich, nur kurz nach der Arbeit, zum Baumarkt einkaufen marschiert, fand alles, kam bei der Abteilung Spax vorbei, da ich einen Perlenvorhang aufhängen möchte, der schwer wiegt, sah mich kurz um, und in einer kleinen Verpackung leuchteten mir diese dübelatigen Dinge entgegen, mit schönen Schrauben drinnen. Ich kaufe ein Packerl, schraube daheim freudig die Dinger in die Löcher, sie passten, es war halt genau das Richtige, gut gemessen, altes Haus.

Dann dachte ich: nimm den 9kg schweren Spiegel raus aus dem Karton und schau mal, vielleicht kann man den auf einer der Schrauben aufhängen. Ach nö, der hat zwei Löcher vorgesehen, oh, aber der Abstand schaut gut aus, Schmieche her, dübelarige Löcher vermessen, Abstand zwischen den Löchern am Spiegel vermessen, hmmm, das passt ja wie, hmm, na wie... ich versuche es. Schnapp mir unter Ächzen das Ding, versuche es einzuhängen. Klappt nicht und ur schwer, das Trumm. Nochmal, analysieren, wie sind die Löcher, ach nach rechts, nicht nur nach unten schieben. Okay, nochmal, zack das Ding hängt bombenfest an der Wand.

Ganz getraut hab ich diesem Zufall nicht, ich meine - 97 cm Abstand - exakt so, wie ich es brauche, das glaubt mir wieder keiner. Und überhaupt, knallt mir der nicht in zwei Sekunden runter, zerbirst in tausend Stücke und macht am Ende noch was kaputt? Ich die Matratze drunter drapiert, damit er sanft ruht, sollte er fallen.

Aber nein, nix war, er hielt fester als der Griff einer Großkatze, die hungrig ist.

Nur etwas hoch hängt er, aber nicht drübern nachdenken, das ist doch klasse, SO EIN ZUFALL ABER AUCH!

Bettfein gemacht, Nachrichten geschrieben, wieder geschaut, ob er noch gut hängt, und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Der Spiegel ist toll, aber er wird niemals dort bleiben, im Augenblick hab ich ihn runtergehievt, zwei Bilder stattdessen aufgehangen und ihn, auf zwei kleinen Polstern gesichert, auf den Boden gestellt. Vor die Box vom Wlan, zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich weiß jetzt, was ich machen werde. Mir schöne Füße für ihn bauen. So kleine Holzblöcke, in denen er fest stehen kann, auf der Erde ganz oben im Dachgeschoss.

Das ist mein neues Leben. Ich höre mir zu. Es ist jetzt genug Ruhe eingekehrt, dass ich auch verstehen kann, was ich sage.

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