Regenhaut
War gerade am Balkon. Es ist kalt, ich hatte nackte Füße und eine Haube auf. Sah in den Himmel und mir fiel das Lied 'novemberrain' ein, jetzt sitz ich auf der Matratze am Boden, eigentlich ist es mehr ein Knotzen, die Polster meiner Oma unter meinem Kopf, und höre, höre, höre wie zum ersten Mal, sometimes i need some time on my own.
Deswegen habe ich das gemacht. Einzig und alleine deshalb. Ja, ich liebe einen Mann aus tiefstem Herzen. Er ist unerreichbar, das macht aber nichts. Also ja, es ist traurig, ich habe oft Sehnsucht. Natürlich wünsche und träume ich, nur halt wie ein Wildgans.
Das Gitarrensolo hat eine ziemliche Frequenz, die Dauerschleife wird gleich weichen, einmal noch, maximal.
Ich bin müde, so müde. Meine gedankliche Präzision ist immer noch oft unerwünscht, das schmerzt hier und da. Wisst ihr was? Meiner Meinung nach sind nicht unbedingt Geduld und Liebe das aller wichtigste. Ich finde, das Beste, das man einem Menschen schenken kann, ist, dass man ihr oder ihm Zeit lässt. Zeit, den eigenen Wünschen und Bedürfnissen nachzuhängen. Zeit, alleine zu sein.
Nothing lasts forever. Nur die Gesellschaft, die man sich mit sich macht, bleibt. Ihr ist eigen, dass sie sehr schlecht wird, wenn man sich nur nach außen orientiert. Und sie wird weird, wenn man sich konsequent nach innen wendet. Es ist, wie wenn sich die Gehirnhälften nach der Meditation verbinden, eine sanfte Wellenbewegung, hin und her, rauf und runter, rein und raus, hahaha, die einen zufrieden machen kann.
Meine Füße sind kalt, ihnen hängen die nassen Balkonfliessen nach. Zum Socken holen bin ich zu müde, mir fallen fast die Augen zu. Gleich kommt das Kind, wir werden eine Partie Schach spielen und dann schick ich ihn zu Bett. Jetzt hab ich geschwind ein Schaffell unter meine kalten Zehen gepackt. Das Solo erscheint im Lautsprecher, rumms rumms, zacki zacki. Kreisch.
Dann doch lieber Sophie Hunger. Let me go. Das ist meine Schwingung. Meine Frequenz.
Ich habe Schmerzen. Mein Knie ist kaputt. Sollte zum Arzt gehen, kann morgen deswegen nicht mit dem Auto fahren. Ist aber weniger schlimm, keine Ahnung ob ich das gemacht hätte, wenn es dem Knie gut ginge. Eine Stunde zehn Minuten versus eine Stunde vierzig Minuten, in denen ich lesen, aus dem Fenster schauen und Musik hören kann. Da überlege ich kaum mehr als zehn Sekunden. Da ich den Computer mitnehmen muss, werde ich mich zwar abschleppen, aber was braucht man für eine Nacht schon großartig? Eine Nacht? Vielleicht komme ich einfach nie wieder, gehe verloren auf einer Raststätte, in einer Busstation.
Meine Stehlampe hat einen Lampenschirm, der hängt schief, Jetzt Musik aus, Stille immer noch oft die bessere Gesellschaft. Gleich stehe ich auf, gleich richte ich den Schirm, hole mir Socken, breite mich auf Ankunft O vor. Vielleicht mach ich ihm ein Grießkoch. Das ist eine gute Idee.
Hier wird eine Party steigen, in ein paar Tagen. Eine kleine, wo man was zu Essen bekommt und interessante Menschen kennenlernen kann. Ich wollte 2 Personen einladen, mittlerweile sind es 14 geworden, freue mich sehr auf jeden einzelnen von ihnen. Werde Tartlettes backen und eine Suppe und einen Kuchen machen. Muss mir noch Sessel ausborgen. :D Und träumen, dass der einzige, der weder zu noch abgesagt hat, vielleicht doch auftauchen wird. Sinnlose Verschwendung geistiger Energie, aber eine so schöne Illusion. Umarmungserinnerungen erwachen. Als er mich einfach nicht mehr loslassen wollte, einst. Anderthalb Jahre her, und ich fühle es jetzt.